1.4.
Nachts fahre ich im Stream einer S-Bahn durch die Dunkelheit. Ich sitze dort meistens quer zur Fahrtrichtung über die Gleise. Mit Ausblick auf die stille Welt der Häuser dort vor den Fenstern. Gestern, kurz vor dem Halt an der Bornholmer Brücke: the music stopped.
Ein Stromausfall, jetzt war es innerhalb des Wagens dunkel geworden. Nur die Gesichter der Passagiere noch erleuchtet von den Displays ihrer Telefone. Ein seltenes Anblick, ein schönes Bild.
Das kaum jemand sah, weil alle in das Geschehen auf ihren Bildschirmen vertieft blieben. Ein jeder in seines. Alle unterschiedlich.
Ich ließ mein Buch aufleuchten: «Near Iron Bottom Sound — once known as Sealark Channel — the shambolic, ninety-minute Naval Battle of Guadalcanal was fought in total darkness…»
Irgendwann aber war auch diese Nacht in der Nacht vorüber, die Lichter an der Kabinendecke kamen zurück und die Einfahrt in die Station nahm ihren Lauf.
Heute Mittag, ich hatte ursprünglich nur Shiro Miso kaufen wollen, geriet ich unverhofft in eine Demonstration, deren Strom sich dick und mit Fahnen besteckt über die Straße wälzte.
Es war ein Aufstand der Mieter. Der Slogan, den sie anstimmten, lautete: «Miete verweigern, Kündigung ins Klo, Häuser besetzen — sowieso!»
Das klang zwar nicht einleuchtend, aber ich bekam trotzdem eine Art Gänsehaut.
Seit Stunden hatte es schon geregnet. Am Ende der Danziger Straße stand ein Wasserwerfer bereit.