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Guten Tag, mein Name ist Joachim Bessing.
Ich beschäftige mich mit vielerlei Dingen.
Wie Cyprien Gaillard einmal sehr schön festgestellt hat: «Art seemed to me like a shelter for all my activities». Mit dieser Seite gewähre ich Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, einen ausführlichen Überblick zu meinen
Neigungen und Tätigkeiten.

TAGEBUCH


2025: GOSSIP GIRL

Seit dem 1. Januar 2016 führe ich ein öffentliches Tagebuch, das in jedem Jahr unter einem neuen Titel erscheint. In diesem Jahr lautet das Motto «Gossip Girl». Tagebucheinträge aus den vorangegangenen Jahren 2021 bis 2024 einschließlich sind hier auf der Seite archiviert; die aus den früheren finden sich bei waahr.de

14.11.

Das Ganze ist nun schon viele Tage her, flere dage, und im Grunde hätte ich es ja besser müssen; eine jener Begebenheiten in meinem Leben, die ich, noch während sie sich zuzutragen schien, als eine solche hätte identifizieren können, die sich nicht leicht würde in einer Geschichte fassen lassen. Zeit würde darüber vergehen müssen.

Am Sonntag also ging es hinauf nach Polen. Wie zufällig hatte ich in einer U-Bahn die dort auf die Fensterscheibe geklebte Werbung gesehen für eine Busreise nach Hohenwutzen. Zuvor hatte ich einige Jahre schon nicht mehr an den Polenmarkt gedacht.

Mehrfach am Tag, selbst Sonntags verkehrt die Buslinie aus einem nebligen Randbezirk von Berlin, dessen Straßenbahnhaltestelle sogar Stadtgrenze heisst. Die Passagiere bleiben ganz still in den Sitzen sitzen. Draußen gibt es anderthalb Stunden lang nichts zu sehen.

Die Fahrt endet vor der Ruine einer Industriearchitektur. Schwer zu sagen, was hier einmal hergestellt worden sein könnte. Grußlos schwärmen die einander fremd gebliebenen Passagiere in die Gassen zwischen den Gehöften aus. Andauernd überprüfe ich meine Überjacke nach Regentropfen. Es gibt nie welche. Aber so schaut es hier aus.

Die Fahrt zum Polenmarkt ist keine Butterfahrt, es geht um Feuerwerk, das um diese Zeit in Deutschland noch gar nicht verkauft werden darf und vor allem halt um Zigaretten.

Mein ursprünglicher Missmut auf das dröge Sortiment der polnischen Kaufleute klarte dann bald auf und wurde gleichsam gewandelt in eine Ehrfurcht vor dem Geschäftssinn dieser Menschen. Sie hatten ja lediglich im Angebot, wonach es dieses deutschen Elendsgestalten verlangte. Das Essen war deshalb so schlecht und ungewürzt und auf erschütternde Weise auch unpolnisch, weil die Nikotinjunkies hier für drei Stunden angemalt waren und in dieser Zeit nehmen mussten, was man ihnen auftischte.

Auf dem Polenmarkt wurde ein Deutscher auf eine schonungslose Weise mit seinem Status Quo konfrontiert. Auch die, und das waren die meisten, die mit ihren ausladenden Sports Utility Vevicles aus Brandenburg oder Anhaltinischen Gefilden auf den Polenmarkt gebrummt waren, fanden dort ja überdeutlich, was man von ihnen hielt. Ein Angebot, zugeschnitten auf ihre Bedürfnisse. Feuerwerk, Klo-Humor, Nährmittel und Jeans mit hohem Stretchanteil.

Was mich beinahe zu Tränen rührte war der selbstgewisse Ton, mit dem die Kundschaft hier verbal auf die Verkaufenden herabschaute. Gönnerhaft und geradezu arrogant inspizierte ein elender Trupp ein Armutszeugnis. Wie es mir schien, ohne zu bemerken, dass es das eigene war.

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BÜCHER

Seit 1998 bin ich freier Schriftsteller. Ich beschäftige mich mit autobiografischem Schreiben. Meine erste literarische Veröffentlichung war die Erzählung «Contrazoom», erschienen im Sammelband Mesopotamia, den Christian Kracht herausgegeben hat. Aktuell sind erschienen Bonn. Atlantis der BRD und Hamburg. Sex City, beide bei Matthes & Seitz.

JOURNALISMUS

Neben einer veritablen Flut an Texten für Zeitungen und Zeitschriften, die in den vergangenen Jahren natürlich stark eingedämmt wurde, habe ich ab und an auch in Redaktionen sogenannte Positionen bekleidet. So war ich als Chefredakteur der Zeitschrift Quest bestellt, habe das Stil-Ressort bei der Welt am Sonntag geleitet, war als Korrespondent für Monocle in Äthiopien stationiert, war «Editor at Large» bei der franco-russischen Frauenzeitschrift L’Officiel und «Executive Editor» bei der russisch-deutschen Ausgabe von Andy Warhols Interview. Temps passé… und Zeit essen Texte auf. Eine Auswahl geglückter Texte finden Sie auf waahr.de. Interviews in englischer Sprache bei 032.com.

LITERARISCHER JOURNALISMUS

2013 habe ich mit Anne Waak und Ingo Niermann waahr.de gegründet. Ein Archiv für literarischen Journalismus. Schöne und erhaltenswerte Texte aus der jüngsten Vergangenheit, aus dem zwanzigsten Jahrhundert und sogar aus noch früheren Jahren vor der Erfindung der Paywall werden dort in Ehren gehalten und den am Lesen interessierten zugänglich gemacht. Für immer! Vermutlich

ÜBERSETZUNG

Ich übersetze aus dem Englischen. Als Highlight meines Schaffens erscheint mir diesbezüglich die deutsche Ausgabe Anständig Trinken von Kingsley Amis. Für die Gestaltung war Friedrich Forssmann zuständig, mit dem ich wiederum die Idee entwickeln konnte, dass Eugen Egner das fertig gesetzte Buch mit seinen Kugelschreiber-Zeichnungen (und Kommentaren) verziert. Ornament und Verbrechen liegen bekanntlich nah beieinander: Martin Amis (sein Vater Kingsley war längst verstorben) verhinderte sämtliche Neuauflagen des, wie ich fand, schönen Buches, eben dieser Gestaltung wegen. Die vom Rowohlt-Verlag besorgte Neugestaltung war dann freilich nüchtern.

Aber meine Übersetzungslust wächst nicht allein an literarischen Texten. Ein treuer Anhänger meiner fühlsamen Kunst ist beispielsweise ein schwedisches Unternehmen aus dem Bereich Im und Export marokkanischer Zementfliesen, marrakechdesign.de

BERATUNG

Durch meine jahrzehntelange Erfahrung im Ausbrüten längerer Gedankenspiele bin ich zum fruchtbaren Quell für Ideen aller Art gereift. Ratsuchende oder schlicht überforderte Unternehmerinnen und Unternehmer, aber auch Privatpersonen mit Sendungsbewusstsein lassen sich von mir mit angenehmen Formen für ihre Inhalte versorgen. Ich habe gute Erfahrungen mit sogenanntem Ghostwriting gemacht — sowohl in Buchform, aber auch für Reden oder Beiträgen in Zeitschriften —, kann mir aber auch Ihren Ton anverwandeln, um beispielsweise Ihre Newsletter zu verfassen. Referenzen auf Anfrage.

BOTANISIEREN



Meine Liebe zur Natur, dort speziell zum Ernten, Spazieren, zu Hasen und Vögeln, begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Mein Verleger Andreas Rötzer ist der Meinung, ich sei wahrscheinlich ein Urban Writer, aber das trifft nur bedingt zu und dahingehend, dass ich auch in den Städten stets nach dem Natürlichen auf der Suche bin. So hatte ich eine mehrjährige Beziehung zu einem Hasen der Rasse Farbzwerg, der am Place de l’Opéra lebte (sein Besitzer war obdachlos). Pinocchio (der Hase) dürfte mittlerweile nicht mehr am Leben sein. Ich habe ihn jedenfalls bei meinem letzten Besuch in Paris nicht mehr wiederfinden können. Eine schöne Auswahl meiner Begegnungen mit Pflanze und Tier wird Ihnen hier zu treuen Händen gegeben.

KONTAKT

email: joachim.bessing@me.com

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