Ich beschäftige mich mit vielerlei Dingen.
Wie Cyprien Gaillard einmal sehr schön festgestellt hat: «Art seemed to me like a shelter for all my activities». Mit dieser Seite gewähre ich Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, einen ausführlichen Überblick zu meinen
Neigungen und Tätigkeiten.
TAGEBUCH
2025: GOSSIP GIRL
Seit dem 1. Januar 2016 führe ich ein öffentliches Tagebuch, das in jedem Jahr unter einem neuen Titel erscheint. In diesem Jahr lautet das Motto «Gossip Girl». Tagebucheinträge aus den vorangegangenen Jahren 2021 bis 2024 einschließlich sind hier auf der Seite archiviert; die aus den früheren finden sich bei waahr.de
09.12.
Eine Reihe von Tagen, jeweils von einer eindrücklichen Begebenheit zum Glänzen gebracht und dadurch auch ununterbrochen geschmückt, wurde am Nachmittag, gestern, zum Abschluss gebracht. Mein Hass auf Berlin, es ist wirklich mehr als nur Enttäuschung oder Überdruss, wird davon für kurze Zeit zwar gemildert werden aber es ist halt auch Vorweihnachtszeit.
Auf einer Matinée in der Landesvertretung meiner Heimat kam es auf dem Podium zur Forderung nach einem Rückbau der Digitalisierung, um den politisch kaum noch erreichbaren Bürgern eine physische Erfahrung mit ihrem Staat aufzuzwingen. Das hätte ich, ausgerechnet an dieser Stelle, nicht erwartet. Das angebotene Mittagessen ausschlagend, verließ ich das Gebäude vor der Zeit, um nachdenken zu können.
Abends dann auf einer Buchvorstellung mit Caitlin Rosenthal, wo, glaube ich, auch Günther Jacob, anwesend war. Zumindest war mir dort auf dem Trottoir vor dem Verlagsgebäude jemand im Straßenbild aufgefallen, den ich, nachdem er für kurze Zeit aus meinem Blickfeld verschwunden war, im Inneren wiedersah. Auffällig ja allein durch einen beinahe bodenlangen Daunensteppmantel in leuchtendem Tangerine. Dem Anlass entsprechend gekleidet in ein Sweatshirt mit Aufdruck der Freien Stadtimkerei von Detroit. Der vermeintliche Günther Jakob trug sein Haar noch immer mit Wasserstoffperoxyd gebleicht wie im Hamburg der tiefsten neunziger Jahre, das ja, auch stilsistisch, mir ebenfalls zur Heimat fern meiner Heimat geworden war.
Ein Zahlenhistoriker behauptete im weiteren Verlauf jenes Abends, das Römische Reich sei vor allem auch deswegen untergegangen, da die Römer es nicht geschafft hatten, ihr Zahlensystem der Höheren Mathematik anzupassen.
Am darauffolgenen Abend, einer Einladung von Hedwig Richter zum weihnachtlichen Keksebacken aus veganen Teigen, fragte mich ein hochgewachsener Zoomer mit dieser entwaffenden Courtoisie, die dieser Generation eignet, ob ich mich als „zeitgenössischen Schriftsteller“ bezeichnen würde. Da ich noch lebend vor ihm stand, wusste ich beinahe nicht, was ich daraufhin als Antwort geben sollte.
Anderntags wurde dieses Thema mit einer traumhaften Leichtigkeit aufgenommen von meiner Urologin, die mir erzählte, dass sie ausser mir auch noch eine Schriftstellerin zu ihren Patienten zählen durfte. Diese jedoch, die andere, schriebe Horror-Romane, deren Handlung sie in Brandenburg ansiedelt. Konnte ich mir grundsätzlich vorstellen, wobei ich mich schon auch fragte, ob sie, also die Urologin, mir das womöglich bloss erzählt hatte, um mich von den ihre Rede untermalenden Handgriffen abzulenken. In ungefähr jenem Maße also, wie ich sie nach der Maschinerie hatte befragen wollen, die sich offenbar hinter einer Tür mit der Aufschrift „Harnstrahlmessung“ befand. Ein Conversation Peace womöglich. Uns hatte es in eine Fachsimpelei über Barrista-Waagen geleitet.
Hernach besuchte ich dann jedenfalls noch das Abendkolloquium von Theresa Präauer, wo es angeblich um ihre Gedanken zum Gehen gehen sollte, aber dann leider überhaupt nicht ging, weshalb ich vorzeitig abzog. Obwohl es draußen stark regnete. Aber lauwarm.
BÜCHER
Seit 1998 bin ich freier Schriftsteller. Ich beschäftige mich mit autobiografischem Schreiben. Meine erste literarische Veröffentlichung war die Erzählung «Contrazoom», erschienen im Sammelband Mesopotamia, den Christian Kracht herausgegeben hat. Aktuell sind erschienen Bonn. Atlantis der BRD und Hamburg. Sex City, beide bei Matthes & Seitz.
JOURNALISMUS
Neben einer veritablen Flut an Texten für Zeitungen und Zeitschriften, die in den vergangenen Jahren natürlich stark eingedämmt wurde, habe ich ab und an auch in Redaktionen sogenannte Positionen bekleidet. So war ich als Chefredakteur der Zeitschrift Quest bestellt, habe das Stil-Ressort bei der Welt am Sonntag geleitet, war als Korrespondent für Monocle in Äthiopien stationiert, war «Editor at Large» bei der franco-russischen Frauenzeitschrift L’Officiel und «Executive Editor» bei der russisch-deutschen Ausgabe von Andy Warhols Interview. Temps passé… und Zeit essen Texte auf. Eine Auswahl geglückter Texte finden Sie auf waahr.de. Interviews in englischer Sprache bei 032.com.
LITERARISCHER JOURNALISMUS
2013 habe ich mit Anne Waak und Ingo Niermann waahr.de gegründet. Ein Archiv für literarischen Journalismus. Schöne und erhaltenswerte Texte aus der jüngsten Vergangenheit, aus dem zwanzigsten Jahrhundert und sogar aus noch früheren Jahren vor der Erfindung der Paywall werden dort in Ehren gehalten und den am Lesen interessierten zugänglich gemacht. Für immer! Vermutlich
ÜBERSETZUNG
Ich übersetze aus dem Englischen. Als Highlight meines Schaffens erscheint mir diesbezüglich die deutsche Ausgabe Anständig Trinken von Kingsley Amis. Für die Gestaltung war Friedrich Forssmann zuständig, mit dem ich wiederum die Idee entwickeln konnte, dass Eugen Egner das fertig gesetzte Buch mit seinen Kugelschreiber-Zeichnungen (und Kommentaren) verziert. Ornament und Verbrechen liegen bekanntlich nah beieinander: Martin Amis (sein Vater Kingsley war längst verstorben) verhinderte sämtliche Neuauflagen des, wie ich fand, schönen Buches, eben dieser Gestaltung wegen. Die vom Rowohlt-Verlag besorgte Neugestaltung war dann freilich nüchtern.
Aber meine Übersetzungslust wächst nicht allein an literarischen Texten. Ein treuer Anhänger meiner fühlsamen Kunst ist beispielsweise ein schwedisches Unternehmen aus dem Bereich Im und Export marokkanischer Zementfliesen, marrakechdesign.de
BERATUNG
Durch meine jahrzehntelange Erfahrung im Ausbrüten längerer Gedankenspiele bin ich zum fruchtbaren Quell für Ideen aller Art gereift. Ratsuchende oder schlicht überforderte Unternehmerinnen und Unternehmer, aber auch Privatpersonen mit Sendungsbewusstsein lassen sich von mir mit angenehmen Formen für ihre Inhalte versorgen. Ich habe gute Erfahrungen mit sogenanntem Ghostwriting gemacht — sowohl in Buchform, aber auch für Reden oder Beiträgen in Zeitschriften —, kann mir aber auch Ihren Ton anverwandeln, um beispielsweise Ihre Newsletter zu verfassen. Referenzen auf Anfrage.
KONTAKT
email: joachim.bessing@me.com
Design: Middlecott
Programmierung: Husain Salah
Made in Detroit, MI, U.S.A.
















